Partei
Von: Florian Ladenstein (17.10.2014)
1991 wurde in der Gablitzer Hauptstraße von Privatpersonen ein „Türkenmahnmal“ aufgestellt, das bis heute unverändert ebendort auf öffentlichem Grund steht. Die Grüne Liste Gablitz hatte sich schon damals mit der ÖVP zusammengesprochen, um die, eindeutig als rassistisch zu bezeichnenden, bildlichen Darstellungen zu übermalen; geschehen ist trotz parteilicher Übereinkunft bis heute nichts.
Aus diesem Grund haben wir in Gablitz erneut auf diesen Schandfleck hingewiesen, um endlich Bewegung in die Gemeinde zu bringen. Zugegebenermaßen hätten wir uns jedoch niemals derart massiven Widerstand der anderen Parteien erwartet, die scheinbar allesamt nichts Verwerfliches an dem Mahnmal erkennen.
Ein Mahnmal, das aus drei enorm blutrünstigen und gewalttätigen Darstellungen besteht, die in keinster Weise einen direkten Bezug zu Gablitz haben. Es werden aufgespießte Kinder gezeigt, die von furchteinflößenden Männern wie Trophäen getragen werden. Darunter prangt groß das Wort „Türkennot“ – dieses Mahnmal will uns glauben lassen, dass alle Türk*innen auf der ganzen Welt dem hier dargestellten, bösen Bildnis entsprechen. Es wird dadurch regelrecht zu Racheakten aufgerufen. Das alles lässt sich mit einer Bezeichnung klar zusammenfassen: rassistischer Hetze.
Zusätzlich zu der äußerst kritikwürdigen Umsetzung des Mahnmals, erstaunt ebenfalls die angebrachte Inschrift: „Gablitz wurde von den Türken niedergebrannt, Alle Bewohner wurden getötet oder verschleppt“. Dank korrekter historischer Nachforschungen der jetzigen Museumskustodin, lässt sich nämlich sagen, dass diese Behauptungen allesamt falsch sind. Es kamen weder alle Gablitzer*innen ums Leben, noch wurden alle Gebäude zerstört, dagegen sprechen mehrere historische Dokumente, die im Besitz des Gablitzer Museums sind. Weiters ist bei dem Mahnmal fälschlicherweise immer von „den Türken“ die Rede, was ebenso historisch falsch ist, da es sich um verschiedene osmanische Feldzüge handelte.
Kritik an dem Mahnmal ist also mehr als angebracht und ebenfalls durch Dokumente belegbar. Nichtsdestotrotz wurden wir von der ÖVP heftigst kritisiert und beschimpft. Wir sehen es allerdings als unsere Aufgabe, alle Gablitzer*innen am politischen Geschehen teilnehmen zu lassen und werden daher keinesfalls aufhören Missstände auch öffentlich aufzuzeigen, egal wie elitär sich bestimmte Parteien uns gegenüber verhalten.
Wir halten Vergangenheitsbewältigung nämlich für unerlässlich, allerdings muss sie faktenbasiert und objektiv geschehen und nicht in rassistischer Hetze gegenüber einer Bevölkerungsgruppe ausarten. Gedenkkultur funktioniert anders, schließlich werden auch bei NS-Mahnmalen nicht alle Österreicher*innen pauschal als Nazis (bildlich) dargestellt. Aus diesem Grund fordern wir die sofortige Übermalung der bildlichen Darstellungen, sowie die absolute Richtigsetzung der Inschrift. Die Gemeinde hatte bereits 23 Jahre Zeit sich Gedanken zu diesem Thema zu machen, jetzt braucht es endlich Taten: Korrekte historische Aufklärung braucht in Gablitz endlich mehr Platz, damit aus vergangenen Fehlern gelernt werden kann.