DIE GRÜNEN GABLITZ

Ein kleiner Denkanstoß

Von: Junge Grüne (29.4.2014)

Seit Monaten wird nun schon in Gablitz und Umgebung über den sogenannten „Nazi-Sager“ geredet. Über den Kameradschaftsbund selbst, spricht allerdings merkwürdigerweise kaum jemand.

„Der Österreichische Kameradschaftsbund (ÖKB) vertritt in seinen Publikationen rassistisches und revanchistisches Gedankengut“, Hauptthemen sind die „Ruhmestaten der Wehrmacht“, die von „Autor*innen und Herausgeber*innen“, die „dem rechtsradikalen oder neofaschistischen Lager zuzuordnen“ sind, verfasst werden. (Boris Jezek,“ Zur Geschichte des Rechtsradikalismus in Österreich“, DieLinke) Weiters lesen wir von einem DÖW -Mitarbeiter (Dokumentation­sarchiv des Österreichischen Widerstandes) in der NÖN, dass „der ÖKB [Anm. vor 20 Jahren] als Vorfeld- und Umfeldorganisation“ des Rechtsextremismus eingestuft wurde, allerdings „müsse eine Aufarbeitung und Neubewertung erfolgen.“

Der Sinn hinter diesem Bund war einst (gegründet 1951), ehemalige Soldaten zu vernetzen, heutzutage bezeichnet der Kameradschaftsbund sich selbst als „Gesinnungsge­meinschaft“. Also zum Beispiel die Gesinnung, dass Soldaten, die nicht an der Ermordung von Menschen teilnehmen wollten (sondern Widerstand leisteten), kein Ehrendenkmal am Wiener Held*innenplatz bekommen dürfen. Wir Junge Grüne Purkesdorf-Gablitz sind der Ansicht, dass ganz besonders all jene, die gegen das Naziregime aufgestanden sind, nicht nur nicht vergessen – sondern gefeiert gehören!

Die Grundwerte des Kameradschaftsbun­ds, selbst als „zeitlos“ betitelt, u.a. „Ehre, Treue, Vaterlands-und Heimatliebe“ (OKB.at), legen nahe, dass der „Dienst am Vaterland“ immer noch hoch wertgeschätzt wird und über anderen vermeintlichen Werten wie „Menschenachtung und Toleranz“, steht. Wie können Menschen eigentlich eine „Heimat“ (ein aus unserer Sicht generell bedenklicher Begriff) bedingungslos lieben, die eine derart schreckliche Vergangenheit hat?

Im Prinzip macht es absolut keinen Unterschied, ob einzelne Personen eventuell anders gepolt sind als die restlichen Leute in diesem Verein; wenn Menschen dem Kameradschaftsbund beitreten, sollten diese sich darüber im Klaren sein, dass sie damit die Grundstrukturen des Vereins unterstützen. Wenn sie diesen nicht zustimmen wollen würden, könnten diese Menschen austreten und problemlos einen eigenen Verein ohne bedenklichen Hintergrund gründen.

Leider scheint es teilweise fast so, als hätte Gablitz die eigene NS-Geschichte vergessen; einerseits wurden Menschen aus unserem Ort ausgegrenzt, bestohlen und deportiert – andererseits haben Gablitzer*innen selbst auch gestohlen, gekämpft, gemordet oder gequält. In Anbetracht dessen, dass der Tag der Befreiung immer näher rückt, erhoffen wir uns doch sehr, dass in Zukunft Antifaschismus nicht mehr delegitimiert und keine äußerst suspekten Vereine subventioniert werden.

Es stimmt uns zusätzlich äußerst bedenklich, zu wissen, dass die SPÖ Gablitz scheinbar Abstand von der Vergangenheit nimmt, diese als unwichtig abtut und nur an die Gegenwart denkt. „Es ist einigermaßen amüsierend für mich, wenn sich meine Kollegin jetzt Gedanken über die glorreiche politische Vergangenheit meiner Partei macht. Ich lebe im JETZT“. (SPÖ-Fraktionssprecher in der Parteizeitung).

Ich hoffe sehr, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handelt, denn wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt dazu, sie zu wiederholen.
So sagt Norbert Darabos (SPÖ) 2012 noch ganz klar: „Gerade weil es noch immer Menschen wie Ludwig Biering [Anm. Präsident des Kameradschaftsbun­des] gibt, trete ich für ein Denkmal für Wehrmachtsdeser­teure ein“.

Von einer Partei mit sozialdemokra­tischen Werten erwarten wir uns, als ganz klar links positionierte, eigenständige Jugendgruppierung, ein deutliches Zeichen gegen rechte Organisationen zu setzen. Denn eines ist wohl klar: allein die Einstufung als „Vorfeldorgani­sation zum Rechtsextremismus“, sollte jedem Menschen bei klarem Verstand zuwider sein!
Auch bei den Reaktionen anderer Parteien und/oder Bürger*innen fühlen wir uns sehr unwohl, da eine deutliche Abgrenzung vom rechten Rand immer schwammiger wird.

Nachdem auch bei der Volkspartei die Positionierung nicht wirklich klar zu erkennen ist, würden wir nach sehr ausführlichen Recherchen unsererseits, die VP gerne fragen, was sie zum ungeklärten Verhältnis bzw. der innerparteilichen Verehrung von Dollfuß sagt? Einen Faschisten, der jegliche Demokratie und Rechtsstaatlichkeit abstellt, halten wir für einen Verbrecher und keinen Helden. Weiters wollen wir die Gemeinde und die Gablitzer Bevölkerung darauf hinweisen, dass nach wie vor ein Bild des NS-Bürgermeisters Krug im Gemeindeamt hängt – ohne Zusatzschild samt Hinweise zu dessen Taten. Ein unkommentiertes Nazi-Bild sollte ganz bestimmt keinen Platz in einer demokratischen Institution innehaben!

Schleierhaft ist uns auch, weshalb im Gemeinderat versucht wird, zu zeigen, dass ebenfalls junge Menschen beim ÖKB aktiv sind; für uns können wir daraus nur eine logische Schlussfolgerung ziehen: es braucht eine konsequentere, geschichtliche Aufklärung in der Schule – aber an der wird ja gerade dank Bundes-SPÖVP und FPÖ (Hypo) gespart. Gegen jede Art von Diskriminierung und Verhetzung einzustehen, sollte übrigens nicht nur ein Slogan, sondern Realität sein – hier gilt es nicht die Soldaten, sondern all deren unzählige Opfer zu schützen!

Es ist doch absurd, dass in den vergangenen Monaten immerzu auf Fritzi Weiss mit dem Finger gezeigt wird, dass sogar mehrere Seiten in (Partei)Zeitungen ausschließlich den Grünen – einer Oppositionspartei – gewidmet werden. Der eigentliche Skandal, über den es eine Reihe an Diskussionen geben sollte, ist die unsinnige Spendensubven­tionierung eines (weitab rechten) Vereins, der mit Hilfe von Gemeindegeld seinen Ruf verbessern möchte. Wir Junge Grüne würden auch sehr gerne einigen Organisationen (Asyl in Not, HOSI, Greenpeace, Rote Nasen…) Geld spenden, haben selbst aber leider viel zu wenig Bezüge. Wir freuen uns schon sehr auf die baldige Überweisung der Gemeinde! Danke im Voraus!

Am 8. Mai feiern wir Junge Grüne den Tag der Befreiung – Wir hoffen sehr, dass wir nicht die einzigen sein werden!


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