Zeitungs-Archiv
Von: Miriam Üblacker (22.4.2018)
22. April ist Tag der Erde: ein weltweiter Umweltschutztag, der uns die Endlichkeit natürlicher Ressourcen und die Auswirkungen unseres modernen Lebensstils auf die Natur vor Augen führen soll. Die Grüne & Alternative Jugend Wienerwald nahm sich diesen Tag zum Anlass, um auf die problematischen Effekte der global ausufernden Plastikproduktion hinzuweisen.
Plastik, Plastik, Plastik – beinahe 26 Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich in der EU produziert. Lediglich 30 Prozent davon werden im Rahmen von Recycling-Projekten wiederverwendet, die restlichen 70 Prozent landen auf Müllkippen, in Verbrennungsanlagen – oder eben in der Natur. Auch in Österreich findet man viel von unserem Müll in unserer nächsten Umgebung: etwa in der Donau, wo jährlich 40 Tonnen Plastik neu hinzukommen, oder in Wald und Wiese.
Die Folgen des Plastikmülls sind dabei ebenso verheerend wie weitgehend bekannt: Tiere ersticken oder verhungern aufgrund verschluckter Plastikteilchen, für den Menschen soll übermäßiger Kontakt mit den in Plastik enthaltenen Weichmachern unter anderem krebserregend sein. Dennoch ist eine Eindämmung der Plastikflut am Markt nicht wirklich absehbar, hat sich die weltweite Produktion von Kunststoff seit 1960 doch verzwanzigfacht. Zwar hat die EU mit Stand dieses Jahres offenbar erkannt, welche Gefahren von Plastik ausgehen – immerhin will China den europäischen Plastikmüll nicht länger importieren – geschehen ist aber bislang nichts.
Besonders schlimm wiegt dabei vor allem das Mikroplastik, dem nun zurecht immer mehr Aufmerksamkeit zukommt. Dabei handelt es sich um kleine Plastikteile unter 5 mm, die wir auch in Produkten wiederfinden, in denen wir sie nicht vermuten würden: etwa in unserer Kleidung, in Kosmetikprodukten oder sogar in unseren Lebensmitteln! Honig ist da ein ganz besonders markantes Beispiel: da Bienen beim Sammeln von Pollen teilweise auch Plastik mitnehmen, konsumieren wir dieses eben dann später mit – mit allen potenziellen gesundheitlichen Folgewirkungen.
Plastik umgibt uns also nicht länger, wir nehmen es zunehmend auch in unsere Körper auf. Es besteht dringender Handlungsbedarf von Seiten der Politik: Pfande auf Einwegprodukte, steuerliche Begünstigungen für Mehrwegverpackungen, verpflichtende Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegprodukten – dies alles könnten erste Schritte der Politik sein, um uns vor dem drohenden Plastiktod zu bewahren und unsere Wälder, Wiesen und Flüsse vor der Vermüllung zu schützen.
Letztendlich braucht es jedoch auch eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, denn einfache Verbote bei dem beliebten Kunststoffprodukt werden nicht ausreichen, um unseren Planeten auf lange Sicht zu retten – ist unsere Liebe zu Plastik schließlich nur Ausdruck unserer noch größeren Liebe zu kurzfristigen Käufen. “Kaufen, kaufen, kaufen!” ist das Credo unserer Gesellschaft und unserer kapitalistischen Marktwirtschaft – und das ohne Rücksicht auf die Müllberge, die produziert werden, die Belastung, die für die Natur entsteht und schließlich auch den gesellschaftliche Ausschluss von Menschen, die sich an diesem Konsumwahnsinn nicht beteiligen können. Und diesbezüglich haben sicherlich auch wir noch viel zu lernen.